Hintergrund
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11.08.2022, 23:59 Uhr | Claudia Heber
Wenn nicht jetzt, wann dann?
CDU-Parteitag in Hannover wird über die Einrichtung des katholischen Arbeitskreises entscheiden
Die CDU stellt beim Parteitag im September wichtige Weichen zur Erneuerung. Mit der Grundwertecharta wird das "C" deutlich in den Mittelpunkt gerückt. In den weitreichenden Satzungsänderungen ist nicht nur die kontrovers diskutierte Frauenquote vorgesehen, gegen die es massiven Widerstand an der Basis gibt. Als sicher gilt die Anerkennung der "Lesben und Schwulen in der Union" (LSU) als Sonderorganisation und die Stärkung des "Evangelischen Arbeitskreises" (EAK), der künftig Bundesvereinigung werden soll. Zeit, auch den katholischen Mitgliedern, die in vielen Landesverbänden mittlerweile eine Minderheit sind, die Möglichkeit zu geben, sich ebenfalls zu organisieren.
Bildrechte: CDU / Tobias Koch
Erfurt -

Seit 10 Jahren gibt es katholische Arbeitskreise in der CDU. In Thüringen, Sachsen und Niedersachsen sind sie offiziell eingerichtet. Dafür müssen wir uns regelmäßig rechtfertigen, weil es merkwürdig anmutet in einer Partei, die 1945 aus dem katholischen Zentrum entstanden und in der man 1952 einen evangelischen Arbeitskreis gegründet hat, weil die überwiegende Zahl der Mitglieder katholisch und der Gedanke einer überkonfessionellen Volkspartei der Führung so wichtig war, dass man der evangelischen Minderheit ein Forum bieten wollte.

In den letzten 70 Jahren hat sich jedoch das Blatt gewendet. Bei der Gründung der katholischen Arbeitskreise vor 10 Jahren waren die Katholiken vorallem in den ostdeutschen Landesverbänden gegenüber den Protestanten deutlich in der Minderheit. Der Trend verstärkt sich stetig und das nicht nur, weil der Datenschutz nur die Erfassung der evangelischen Konfessionen bei den Mitgliedern zulässt. Der EAK ist mittlerweile so etabliert, dass niemand ernsthaft und auch zurecht nicht auf die Idee kommen würde, diese Organisation abzuschaffen. Gleichermaßen gibt es deshalb auch keinen vernünftigen Grund mehr, katholischen Mitgliedern zu verwehren, sich gleichermaßen zu organisieren.

Freilich sind alle Vereinigungen und Sonderorganisationen dem „C“ verpflichtet, aber als konfessionelle Arbeitskreise liegt hier natürlich eine starke Betonung auf dem „C“, dem Alleinstellungsmerkmal der CDU unter allen großen Parteien in Deutschland. Es geht auch nicht um die Betonung konfessioneller Unterschiede, sondern die Ergänzung der katholischen Perspektive auf verschiedene Themen, aber auch das christliche Menschenbild auf Grundlage der katholischen Soziallehre.

Es ist ein Angebot für katholische Mitglieder und Katholiken, die der CDU nahestehen. Es wird sicher nicht überall angenommen werden, aber die anderen Vereinigungen und Organisationen sind auch nicht flächendeckend und auch nicht auf allen Ebenen vertreten.

Damit der Arbeitskreis mit Leben gefüllt und auch bundesweit aufgebaut werden kann, braucht es die Aufnahme ins Statut. Dann ist sichergestellt, dass der KA angebunden aber auch Regeln beachten muss. Die Delegierten des 35. Parteitags der CDU Deutschlands haben es am 9./10. September 2022 bei Antrag B 112 und D 48 in der Hand.

Warum nicht auch mal sagen und zeigen, dass man katholisch ist?! Zeugnis ablegen, auch wenns gerade nicht wirklich einfach ist.


Hier gehts zum Interview in der Tagespost am 10. August 2022.